Marley & ich by Grogan John

Marley & ich by Grogan John

Autor:Grogan, John [Grogan, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


sechzehn

Das Vorsprechen

Manche Dinge sind einfach zu bizarr, um erfunden zu sein — sie müssen wahr sein. Als Jenny mich anrief, um mir mitzuteilen, dass Marley einen Casting-Termin für einen Film hatte, wusste ich deshalb, dass sie sich das nicht ausgedacht haben konnte. Trotzdem konnte ich es nicht glauben. »Er hat was?«, fragte ich.

»Einen Termin für Filmaufnahmen.«

»Wie im Kino?«

»Ja, wie im Kino, du Trottel«, sagte sie. »Ein Spielfilm.«

»Marley? In einem Spielfilm?«

So ging es noch einige Zeit hin und her, während ich versuchte, mir unseren verrückten Bügelbrett-Zerbeißer als stolzen Nachfolger von Rin Tin Tin vorzustellen, wie er über die Leinwand jagt und hilflose Kinder aus brennenden Häusern rettet.

»Unser Marley?«, fragte ich noch einmal, nur um ganz sicherzugehen.

Es stimmte wirklich. Vor einer Woche hatte Jennys Vorgesetzte von der Palm Beach Post angerufen und gesagt, eine Freundin von ihr bräuchte unsere Hilfe. Die Dame hieß Colleen McGarr, war Fotografin und hatte von einer New Yorker Filmgesellschaft namens Shooting Gallery den Auftrag bekommen, bei der Produktion eines Filmes mitzuarbeiten. Drehort sollte Lake Worth sein, ein kleiner Ort südlich von uns. Colleens Auftrag bestand darin, einen »typischen Haushalt in Südflorida« zu finden und ihn von oben bis unten zu fotografieren — die Bücherregale, die Kühlschrankmagneten, sogar die Schränke, einfach alles — , damit sich der Regisseur ein Bild machen und seinen Film realistisch ausstatten konnte.

»Das ganze Filmteam ist schwul«, erklärte Jennys Vorgesetzte. »Sie versuchen herauszufinden, wie verheiratete Paare mit Kindern hierzulande leben.«

»Eine Art anthropologische Feldstudie«, mutmaßte Jenny.

»Genau.«

»Okay«, stimmte Jenny zu. »Wenn ich vorher nicht putzen muss.«

Colleen kam vorbei und fing an alles zu fotografieren, nicht nur unsere Besitztümer, sondern auch uns selbst. Wie wir uns anzogen, wie wir unser Haar trugen, wie wir uns auf der Couch lümmelten. Sie fotografierte die Zahnbürsten auf unserem Waschbecken. Die Babys in ihren Bettchen. Und den typischen kastrierten Hund, den ein durchschnittliches Paar hierzulande besaß. Oder zumindest das, was sie von ihm auf Film bannen konnte. Wie sie so treffend bemerkte, war Marley »meistens ein bisschen unscharf«.

Marley war restlos begeistert, dabei zu sein. Seit die Babys da waren, war er froh um jedes bisschen Aufmerksamkeit, das er bekommen konnte. Colleen hätte ihn mit einem elektrischen Rindertreiber traktieren können — solange er ihre Aufmerksamkeit hatte, machte er begeistert mit. Colleen, die große Haustiere liebte und sich von Sabberduschen nicht einschüchtern ließ, schenkte ihm jede Menge Aufmerksamkeit und kniete sich sogar auf den Boden, um mit ihm zu raufen.

Als Colleen sich so durch unser Haus fotografierte, musste ich unweigerlich an die Möglichkeiten denken, die sich daraus ergaben. Wir lieferten den Filmproduzenten nicht nur unverfälschtes anthropologisches Material, sondern nahmen gleichzeitig auch an unserem ganz persönlichen Casting teil. Ich hatte gehört, dass die meisten Nebendarsteller und alle Statisten für diesen Film aus der Umgebung angeheuert werden sollten. Was wäre nun, wenn der Regisseur zwischen all den Kühlschrankmagneten und Postern an der Wand ein Naturtalent entdeckte? Es sind schon merkwürdigere Dinge passiert. Ich sah den Regisseur, ein Typ etwa wie Steven Spielberg, förmlich vor mir, wie er sich über einen großen Tisch beugt, auf dem Hunderte von Fotos verteilt liegen.



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